BLOG #1 von ANDREAS | BLÜTENVIELFALT IM WINTER

Hallo liebe Weingeniesserinnen und Geniesser

Ich bin Andreas Stössel, Oenologe vom Weingut Schmidheiny und Höcklistein. Auf unserem Weingut bewege ich mich als Bindeglied zwischen Weinberg und Keller. Ein wichtiger Bestandteil meiner Aufgabe ist die Beobachtung. Deshalb stelle ich mir oft Fragen wie zum Beispiel: Wieviel Sonnenwärme umgibt die Reblage? Wie sieht der Boden aus? Wann werden die Trauben die richtige Reife haben? Ist genügend Wasser da? Gibt es Parzellen, die im Wein ein spezielles Geruchs, -oder Geschmacksprofil zeigen? Wie kann ich dieses Aromaprofil im Wein besser zur Geltung bringen?

Während diesem Jahr werde ich über meine Beobachtungen schreiben. Regelmässig werde ich Interessierten von meinen alltäglichen Entdeckungen & Erfahrungen berichten. Und sollten Sie Ergänzungen oder Fragezeichen haben – Scheiben Sie mir!

Übrigens, da unten ist quasi mein zweites Zuhause – was denken Sie, woran ich gerade arbeite?

Genau, ich filtriere unsere Jungweine im Keller und bereite diese für die Abfüllung vor. Soeben fällt mir auf – auf dem Bild hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Wer diesen als erstes entdeckt (die richtige Antwort wurde bereits herausgefunden), gewinnt eine von den frisch gefüllten Flaschen Räuschling Tradition 2022.

Nun, die vergangenen Tage waren sehr intensiv… vor allem für meine Sinnesorgane. Ich degustierte Weine aus Barriques und Tanks, hin und zurück (klingt für Sie bestimmt wie ein Traumjob) und sorgte für den letzten Feinschliff.

Intensive Sensorik über einen längeren Zeitraum ist ein Marathon! Die Suche nach den Aromagruppen wie blumig, fruchtig, würzig ist das eine, aber das Reinschnüffeln ins Detail um Aromen wie aufflammendes Streichholz, frische Kräuter, Zimt, Eisbonbons etc. anteilig zu definieren, braucht Ausdauer. Jungweine sind auch im Gaumen vielfältig bestückt und müssen entsprechend sortiert werden.

A Proposito Vielfalt…

Ich kümmere mich unter anderem auch um das Thema «Biodiversität» auf unseren beiden Weingütern im Rheintal wie auch am Zürichsee, mit dem Ziel, diese zukünftig zu fördern. Biodiversität ist heute in aller Munde. Aber was bedeutet der eigentliche Wortinhalt? Während meiner Internet-Recherche stiess ich auf folgende Definition, welche das Thema aus meiner Sicht wunderbar beschreibt:

«Der Begriff setzt sich zusammen aus dem griechischen bios (das Leben) und dem lateinischen diversitas (die Vielfalt). Es geht im Grunde um die Vielfalt des Lebens.

Biodiversität lässt sich in drei verschiedenen Ebenen unterteilen:

•           Die Diversität der Arten, also die Vielfalt verschiedener Organismen in einem Ökosystem.

•           Die Diversität der Gene, also die genetische Vielfalt innerhalb einer Art oder aller Arten eines

             Ökosystems.

•           Die Diversität der Ökosysteme, also die Vielfalt an verschiedenen Lebensräumen für verschiedene Organismen.

Am 13. Januar 2023 habe ich mich entschlossen, eine kleine Runde in und um unsere Weinberge zu drehen. Mich nahm die Blütenvielfalt nach zwei aussergewöhnlichen warmen Januarwochen (bei Temperaturen bis zu 18 Grad) wunder. Was ich vorfand, war erstaunlich! So forschte ich kurzerhand auf Wikipedia nach den üblichen Blütezeiten. Weitere Entdeckungen und Beobachtungen im PDF.

Haben Sie es auch bemerkt? Unser Terroir zeigt sich in diesem Jahr besonders warm und mild! Anfangs März wurde es durch den überraschenden Wintereinbruch zum Glück nochmals kalt und bremste den Frühling etwas aus. Falls aber die alt besagte Bauernweisheit, dass es bei Beginn der Forsythiablüte noch 20-25 Tage bis zum Austrieb der Rebe dauert, noch stimmt, können wir in den ersten Apriltagen mit frischen Blättern der Vitis vinifera rechnen. Das wäre dann besonders früh!

Ich halte Sie auf dem Laufenden, ob wir uns noch auf die alten Beobachtungen verlassen können…

Forsythie fotografiert am 7. März 2023 in Rapperswil – Jona.

Weitere Entdeckungen und Beobachtungen im PDF.